►Kannst du dich und dein Projekt kurz vorstellen? Ich heiße Antje und studiere Kommunikationsdesign im vierten Semester. Plastikverpackungen, dreckige Haarbürsten, angetrocknetes Gemüse, Fingernägel, Mandarinenschalen, Luftpolsterfolie, schwitzender Käse, Kleiderberge, Müslireste, gelbe Blätter, tote Insekten, alte Süßigkeiten, Münzen, Tablettenblister und Staub: Meine Fotoserie behandelt über Tage und Wochen gebildete Akkumulationen von Gegenständen in einer Wohnung. Dort abgelegt, wo sie zuletzt gebraucht wurden, entstehen Stillleben à la Wolfgang Tillmans. Diese Szenen sind eine Auseinandersetzung mit Kontrollzwang und Werturteilen, eine Akzeptanz von Chaos und eine Wertschätzung chaotischer Zustände im Alltag. Kontraste wie organisch–künstlich, ekelerregend–appetitlich, kaputt–heil, sauber–dreckig werden aufgelöst und die Gegenstände einem unvoreingenommenen Blick ausgesetzt. ►Wie bist du auf die Idee gekommen, eine Fotoserie über die Akkumulation von Gegenständen in einer Wohnung zu erstellen? Ich hab in der Wohnung eine Schale mit eingestaubten Nimm-zwei-Bonbons gesehen und das fotografiert. Ich fand es spannend zu sehen, dass ich lange keine Bonbons mehr gegessen habe. Außerdem gefiel mir diese merkwürdige Kombination aus einem Bonbon, das ja eher schnell gegessen oder in Taschen rumgetragen wird und dieser Staubschicht. Das hatte ich so noch nicht gesehen. Da dachte ich, was für merkwürdige Kombinationen finden sich in der Wohnung noch so, die ich fotografieren kann? Das Foto mit den Bonbons ist letztendlich gar nicht in der Serie gelandet. ►Wie wählst du die Gegenstände aus, die in deinen Stillleben dargestellt werden? Gibt es eine bestimmte Auswahlmethode oder ist es eher spontan? Ich hab auf Farben geachtet, zum Beispiel finden sich in vielen Fotos die Farben Gelb, Blau und Rot, auch Pink kommt vor. Mir war wichtig, Bezug auf traditionelle Stillleben Themen wie Vergänglichkeit zu nehmen, also habe ich Organisches fotografiert wie Obst, Gemüse, Haare und Fingernägel, Insekten. Dann wollte ich dazu einen Kontrast herstellen: Plastik, Kabel, Verpackungsmüll, Tablettenblister, Post-Its, Spielkarten, Luftpolsterfolie, Polyester. ►Was gefällt dir am meisten an deinem Projekt? Die Farben und wie sich alles zusammengefügt hat: Ich sehe aktuell in Fotoprojekten viele entsättigte Farben und mir gefällt an meinem Projekt, dass es bunt und laut ist, das war mir wichtig. Ich bekomme gute Laune, wenn ich bunte Farben sehe. Wie sich ein grober Plan im Laufe des Projekts fast von alleine immer mehr verfestigt und am Ende aus einzelnen voneinander erstmal unabhängigen Fotos eine eigene kleine Gruppe in einer eigenen Welt entsteht. ►Was war die größte Herausforderung für dich während der Arbeit an deinem Projekt? Der Druckprozess war eine große Herausforderung. Es gibt so viele verschiedene Dinge, auf die man gleichzeitig achten muss, und bei jedem Testdruck hab ich irgendwas davon vergessen. ►Würdest du heute etwas anders machen? Ich habe bei diesem Projekt viele unterschiedliche Bildformate benutzt und würde das in Zukunft nicht mehr machen. ►Wer oder was inspiriert dich? Alles, was mir im Alltag begegnet. In letzter Zeit die Gestaltung von Speditions-LKWs oder Reisebussen, Baustellen, Autobahnfahrten, zufällige Sachen wie zum Beispiel Farbkombinationen im Kompost ...
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