►Kannst du uns kurz etwas über dich und dein Projekt erzählen? In meiner Arbeit als Gestalterin mit Fokus auf Typografie und Motion setze ich mich mit feministischen Fragestellungen auseinander. Meine Masterarbeit beschäftigt sich mit einer intersektionalen Betrachtung von Sprache und Schrift. Unsere Gesellschaft setzt sich aus vielschichtigen sozialen, kulturellen und sprachlichen Systemen zusammen, die durch eine männliche und heteronormative Ideologie geprägt sind. Als Designerin hinterfrage ich diese Konstrukte, die sich auch in der Gestaltung wiederfinden, immer wieder. Diese Perspektiven helfen mir auch dabei, meine Stimme sichtbar zu machen. ►Eine Technik, die du verwendet hast, ist Augmented Reality. Was macht das Tool für dich spannend und wie benutzt du es? Kannst du uns ein bisschen darüber erzählen? In meiner Arbeit werden durch Markierungen an den Wänden per Augmented Reality 3D-Animationen aufgerufen. Die typografischen Plakate breiten sich als digitale Installation im Raum aus und machen Sprache so sicht- und erfahrbar. Denn Typografie kommuniziert gleichermaßen sprachlich wie visuell auf mehreren Ebenen und definiert damit auch die Räume, in denen wir uns bewegen. ►Kannst du von deinem Gestaltungsprozess erzählen? Wie bist du vorgegangen? Welche Ideen hast du vielleicht verworfen? Nach langer Auseinandersetzung mit der Frage, wie ich visualisieren könnte, dass wir von Sprache umgeben sind, habe ich mich für das Medium AR entschieden. Die Animationen sind meine Übersetzung von neun Themenschwerpunkten der Arbeit in die sprachlich-textliche und die bewegte Ebene. In der Bewegung werden die Themen assoziativ aufgegriffen, in Gefühlszuständen oder Stereotypen ausgedrückt. Sie referieren dabei auf die Räumlichkeiten, in denen sie gezeigt werden. ►Vor welche Herausforderungen hat dich dein Projekt gestellt? Da die Animationen auf eine tatsächliche Umgebung abgestimmt werden mussten, konnte ich die App erst finalisieren, nachdem der Ausstellungsraum, das Neue Amt Altona, feststand. Außerdem wurde mir während des Konzeptionsprozesses schnell klar, dass es unmöglich ist, alle FLINTA*-Gestalter*innen und Lebensrealitäten in einem Projekt zu repräsentieren. Einzelne Perspektiven sind enorm wichtig, bilden aber immer nur einen Ausschnitt ab. So stand ich am Ende meines Studiums vor der Herausforderung, auf Grundlage der theoretischen Recherche, meinen Fragen und persönlichen Erfahrungen, meine eigene gestalterische Haltung zu finden. ►Was fühlst du, wenn du auf dein Projekt schaust oder an dein Projekt denkst? Ich hatte während des Gestaltungsprozesses viele Selbstzweifel, wie ich mich als Gestalterin behaupten kann. Rückblickend habe ich aber viel Empowerment und Zusammenhalt erfahren, und die Ausstellung war ein toller Abschluss meines Studiums. Ich bin zuversichtlich, als Designerin unsere Welt mitgestalten zu können. ►Wer hat dich inspiriert? Als Ergänzung meiner theoretischen Arbeit durfte ich mit fünf inspirierenden Type Designerinnen und Gestalterinnen über ihre Arbeit und persönlichen Erfahrungen sprechen: Anissa Carrington, Amélie Dumont, Loraine Furter, Lisa Huang und Aasawari Kulkarni. Diese Gespräche halfen mir dabei, die Brücke von der Theorie in die Gestaltung zu schlagen. Gestalterisch inspirierten mich vor allem die beiden feministischen Konzeptkünstlerinnen Barbara Kruger und Jenny Holzer. Beide nutzen seit den 1970er Jahren die Sprache und den Raum als Medium zur Gesellschaftskritik in ihren typografischen Werken. ►Kannst du dir vorstellen, noch weiter mit dem Thema zu arbeiten? Das Thema Feminismus hört niemals auf. Ich werde weiterhin mit einer intersektionalen Perspektive auf meine gestalterische Arbeit blicken.
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