►Das Projekt ‹Sóma› ist eine Gruppenarbeit. Wie habt ihr zusammengefunden? Wir haben uns als Gruppe zusammengefunden, da wir durch inhaltliche Überschneidungen gleiche Interessen teilen und gemeinsam verfolgen wollten. Durch die begrenzte Zeit für die Realisierung des Projektes standen wir umgehend in einem sehr engen Austausch miteinander. Auch wenn das Projekt im Rahmen eines Seminars initiiert wurde, was gewisse Vorgaben beinhaltete, entwickelte sich die Umsetzung für alle Beteiligten schnell zur Priorität des Semesters. Durch das interdisziplinäre Arbeiten und die individuellen Vorerfahrungen und Expertisen jeder einzelnen Person konnten wir uns gegenseitig vielfältig unterstützen und unser Wissen einbringen und vermitteln. ►Wie war die Arbeit in der Gruppe? Was lief gut und was vielleicht auch manchmal schwierig? Uns war vor allem wichtig, nicht-hierarchisch zu arbeiten. Auch wenn die Verantwortung aller Bereiche einzelnen zugeordnet wurde, hatten trotzdem alle Mitspracherecht, konnten Anregungen, aber auch Kritik äußern, was den permanenten Austausch zwar an einigen Stellen verlangsamte, aber für eine reichhaltige, und inhaltlich tiefgehende thematische Auseinandersetzung und eine präzise Vorbereitung sorgte. Trotz gelegentlicher Meinungsverschiedenheiten und dem Diskutieren sowie Verwerfen von Ideen zeichnet sich unsere Zusammenarbeit vor allem durch eine effektive Kommunikation aus. Wir begegnen uns auf Augenhöhe, tauschen uns aus und sind daran interessiert, voneinander zu lernen. Diese Kommunikation auf Augenhöhe war uns auch im Austausch mit den Performer*innen ein Anliegen, die wir versuchten möglichst früh in unserer Auseinandersetzung zu integrieren und an unseren Überlegungen teilhaben zu lassen, sodass wir gemeinsam mit ihnen die inhaltliche wie bildliche Umsetzung entwickeln und realisieren konnten. ►In der Arbeit geht es um die Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper. Wieso möchtet ihr dem Thema mehr Raum geben? Was wollt ihr dabei vermitteln? Wir geben dem eigenen Körper mehr Raum, weil wir glauben, dass die Art und Weise, wie wir unseren Körper wahrnehmen und damit umgehen, von entscheidender Bedeutung für unsere Identität und unser Selbstverständnis ist. Durch die Erforschung und Darstellung dieses Themas möchten wir aufzeigen, wie gesellschaftliche Normen und Erwartungen unsere Körperwahrnehmung beeinflussen können und wie wir uns diesen Zwängen widersetzen können. Uns ist dabei wichtig, dass der Körper nicht nur ein passives Objekt ist, sondern ein Ort des Widerstands und der Selbstbehauptung. Indem wir die Vielfalt der Körper und Identitäten darstellen und die persönlichen Erfahrungen und Geschichten der Menschen in den Vordergrund stellen, möchten wir dazu beitragen, stereotype Vorstellungen und Vorurteile zu hinterfragen und eine Kultur der Akzeptanz und Inklusion zu fördern. Wir möchten die Menschen dazu ermutigen, sich selbst zu lieben und stolz auf ihre Einzigartigkeit zu sein und gleichzeitig Solidarität und Empathie für die Erfahrungen anderer zu entwickeln. Unsere Arbeit soll dazu beitragen, dass Menschen sich in ihren Körpern wohl und selbstbestimmt fühlen können, und dass sie die Möglichkeit haben, sich frei und authentisch auszudrücken, ohne Angst vor Ablehnung oder Diskriminierung. ►Was fühlt ihr, wenn ihr an das Projekt denkt? Dieses Projekt hinterlässt bei uns einen nachhaltigen Eindruck und hat uns einen bedeutenden Schub in Richtung Film- und auch Theaterproduktion gegeben. Es war eine transformative Erfahrung, die unsere Leidenschaft für das kreative Schaffen neu entfacht hat und uns dazu inspiriert hat, unsere Fähigkeiten und Talente weiterzuentwickeln. Zudem hat dieses Projekt in uns eine Begeisterung und Zufriedenheit geweckt, die uns alle die Kunst des Filmemachens auf besondere Weise wertschätzen lässt. ►Was habt ihr über euch gelernt? Indem wir als Team gemeinsam das Experiment einer Filmproduktion durchführten, erweiterten wir unseren Horizont um neue Tätigkeiten, angefangen bei der Entwicklung eines künstlerischen Ansatzes bis hin zum Dreh, der Postproduktion und der Auswertung des Films. Wir haben ein tieferes Verständnis für die Schaffung einer überzeugenden visuellen Erzählung entwickelt und gelernt, flexibel zu sein und sich schnell an neue Situationen anzupassen, da sich die Bedingungen am Set oft ändern können. ►Könnt ihr von eurem Gestaltungsprozess erzählen? Um eine Grundlage für die inhaltliche Recherche und die Entwicklung der Storyline zu schaffen, sahen wir den ersten Schritt darin, ein leitfadengestütztes Interview mit einer queeren, nonbinären Person of Color [PoC] aus dem näheren Umfeld zu führen. Aus diesem Interview wurden relevante Kernaspekte codiert, welche wir genauer untersuchen und bearbeiten wollten. Davon ausgehend entwarfen wir eine Grundstruktur für die Storyline, in welche wir die geschilderten Situationen und Erlebnisse einflochten. In wöchentlichen Meetings wurde über den Verlauf philosophiert, diskutiert und abgestimmt. Nachdem die Grundstruktur stand, haben wir diese in ein Skript umgewandelt. Somit hatten wir die Möglichkeit, unsere Idee zum ersten Mal als stringente Geschichte zu lesen und im Kurs zu präsentieren. Parallel zum Finalisierungsprozess des Drehbuchs wurden Performer*innen angefragt, die für die Verkörperung der Figuren infrage kamen. Nachdem das Feedback besprochen und eingearbeitet wurde, haben wir ein Storyboard entworfen, um die bildliche Erzählebene zu visualisieren und die Kameraeinstellungen und Perspektiven festzulegen. Basierend auf dem Storyboard konnten wir eine Shotlist erarbeiten und einen Zeit- und Drehplan entwickeln. Zeitgleich dazu entstand das Szenenbild und die entsprechenden Requisiten und Materialien mussten organisiert und im Studio eingerichtet werden. Wir hatten Zugang zum Produktionslabor der HAW, wollten aber einen Teil der Szenen unbedingt in einem realen Waschsalon umsetzen. Nachdem wir verschiedene Waschsalon-Besitzer*innen kontaktiert hatten, bekamen wir endlich die Zusage und konnten eine Nacht lang nach Schließung des Ladens in einem Waschsalon in Barmbek drehen. Die beiden Drehtage, sowohl im Studio also auch nachts im Waschsalon, waren sehr lang und intensiv, haben uns aber auch wahnsinnig viel Spaß gemacht. Auch wenn die Zeit knapp bemessen war, hatten wir die Möglichkeit, gemeinsam mit den Performer*innen im Studio die Choreografie zu erarbeiten. Wir konnten verschiedene Licht- und Kameraeinstellungen ausprobieren und hatten dabei viel Unterstützung von Bekannten, aber auch vom Tutor*innen-Team des Produktionslabors.
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