►Kannst du dich und dein Projekt kurz vorstellen? Ich bin Phoolan Matzak, 29 Jahre alt und habe Ende 2023 meinen Bachelor in Illustration gemacht. Kurz bevor ich mit meinem Projekt gestartet bin, habe ich mich dafür entschieden, dass mein Thema eine freie künstlerische Arbeit behandelt und kein Bilderbuch, wie ursprünglich geplant. Die Entscheidung habe ich aus meinem Bauchgefühl heraus getroffen [und nicht bereut!]. Ich hatte Lust auf eine neue Herausforderung und habe mir Textil als Material für mein Bachelorprojekt ausgesucht. Auf der Suche nach einem inhaltlichen Thema kam ich zu meiner eigenen Lebensgeschichte. So ist eine autobiografische Arbeit zum Thema Erinnerungen entstanden. Sie besteht aus einer Installation aus dreizehn genähten Bildern, die ausgewählte Erinnerungen und Schlüsselmomente visualisieren. Dabei handelt es sich um schöne und schwere Erinnerungen, die Gleichzeitigkeit einer unbeschwerten Kindheit und traumatischen Erlebnissen, Spiel und Schmerz. Der künstlerische Prozess selbst diente der Reflexion und Verarbeitung meiner Vergangenheit und kann somit als ‹Art-based Research› bezeichnet werden. ►Was fühlst du, wenn du an dein Projekt denkst? Auf der einen Seite fühle ich Verletzlichkeit, da in dieser Arbeit so viel von mir selbst steckt. Es ist das für mich bisher bedeutendste Projekt, das ich gemacht habe. Und auf der anderen Seite bin ich stolz darauf, dass ich mich getraut habe, neue Wege zu gehen und auf mein Herz zu hören. Ich denke, ich bin durch diese Arbeit ein gutes Stück gewachsen. ►Mit welchen Techniken hast du gearbeitet? Ich habe hauptsächlich mit der Nähmaschine genäht. Partiell habe ich die Bilder mit Wattevlies unterfüttert oder mit Füllwatte ausgestopft. Ein bisschen gestickt habe ich auch. ►Was gefällt dir am meisten an deinem Projekt? Mir gefällt, dass ich meine eigene Formsprache beibehalten, aber auch weiterentwickelt und in ein neues Material übersetzt habe. Vor allem aber habe ich das Gefühl, etwas mit Bedeutung und Ehrlichkeit geschaffen zu haben und damit Menschen berühren zu können. ►Kannst du von deinem Gestaltungsprozess erzählen? Ich gehe an meine Projekte meist intuitiv heran. Also habe ich erstmal Stoffe gesammelt und in meinem Kopf nach Bildern gesucht, aber auch Fotos oder Gegenstände aus meiner Vergangenheit für die Motivfindung genutzt. Dann folgten kleine Nähproben und Skizzen. Bei manchen Bildern habe ich auch direkt angefangen und es hat mir gefallen. Das flächige Arbeiten in Schichten war mir bekannt von Papiercollagen und meiner Art zu Malen. So fügten sich nach und nach die dreizehn Bilder zusammen. Meine erste Idee war, sie zu einem großformatigen textilen Buch oder Leporello zusammenzunähen. Allerdings wurde mir im Prozess klar, dass diese Formen eine chronologische Abfolge vorgeben. Meine Erinnerungen treten jedoch oft plötzlich und unsortiert auf. Somit entschied ich mich für eine freie Hängung im Raum, die ihre Gleichzeitigkeit darstellt. Die Erinnerungen stehen für sich und doch im Verhältnis zueinander. ►Was inspiriert dich? Mich inspirieren andere Künstler*innen, Farben und Formen. Aber auch alltägliche Dinge und Gespräche oder Musik. ►Hast du ein Skizzenbuch? Wenn ja, wie oft nutzt du es? Ich besitze ein Skizzenbuch, aber ich war noch nie die Person, die es regelmäßig und gezielt genutzt hat. Manchmal landen spontane Einfälle in schriftlicher Form oder gefundene Schnipsel darin.
►