Fotos: Maiken Staak Haare & Make- up: Jeannette Johanson Model: Chang Liu, Mirrrs Models
►Kannst du dich und dein Projekt kurz vorstellen? Mein Name ist Christiane Schwambach. Ich bin eine deutsche Designerin und Künstlerin und lebe zurzeit in Hamburg. Ich habe Modedesign an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg studiert und befinde mich momentan im Masterstudiengang. Meine nachhaltige Kollektion aus Glastaschen ‹Rare Flowers› ist inspiriert von naiven, floralen Gemälden und Mutter Natur. Sie spiegelt wider, wie schön und zerbrechlich zugleich unsere Natur ist. ►Mit welchen Techniken hast du gearbeitet? Ich suche, finde und sticke. Die Taschen können nur im Stehen gefertigt werden. Alles ist per Hand genäht und bestickt. ►Kannst du uns von deinem Gestaltungsprozess erzählen? Ich habe über einen sehr langen Zeitraum verschiedene Secondhand Fragmente, Objekte und Vintage-Stoffe gesammelt. Das Ergebnis ist eine nachhaltige Slow-Couture-Kollektion. Jede Glastasche ist ein komplexes, innovatives und kreatives Unikat. In diesem Prozess habe ich grenzüberschreitend gearbeitet. Ich habe mich frei aus Kunst, Handwerk, Manufaktur sowie Natur bedient. Ich schuf jede Tasche individuell und in einem intuitiven Prozess. Es fühlt sich an, als würde ich ein Gemälde oder ein Lied komponieren, mit vielen verschiedenen Noten, die über die Taschen laufen. ►Wer oder was inspiriert dich? Grundsätzlich finde ich in vielen unterschiedlichen Bereichen Inspiration. Es ist alles miteinander verbunden und unterstützend. In diesem speziellen Projekt waren es Malerei, Natur und Musik. Farben sind für mich auch sehr essenziell. Das Zusammenspiel unterschiedlicher Farben, Formen und verschiedener Materialien, die vielleicht auf den ersten Blick nicht miteinander verbunden sind und/oder sehr unterschiedliche Funktionen haben. ►Was möchtest du mit deiner Kollektion bei den Menschen bewirken, und welche Botschaft möchtest du vermitteln? Diese Arbeit ist eine Einladung, die eigene Umgebung und alles, was uns umgibt, aktiv und bewusst wahrzunehmen und zu beobachten. Es geht darum, die Funktionen von Objekten zu hinterfragen, die Form oder den eigentlichen Zweck in etwas anderes umzuwandeln, wenn es nötig ist, um etwas Neues zu schaffen, unsere Ressourcen und unsere Erde zu schützen. Dazu gehört auch die Wertschätzung des einzelnen Fragments und die damit verbundene künstlerische Erkundung und Neuzusammensetzung einer großen Vielfalt von Materialien und Materialitäten. Das Konzept kombiniert das Alte und das Neue und ist gepaart mit einem modernen, reflektierten, starken Frauenbild des 21. Jahrhunderts, das Verantwortung übernimmt. ►Was war die größte Herausforderung für dich? Jeder Designprozess ist mit Research und dem Sammeln von Informationen verbunden. Ich würde es nicht unbedingt als Herausforderung bezeichnen. Vielleicht ein wenig, am Anfang des Prozesses. Wenn ein gewisser Punkt überschritten ist, fügt sich alles zusammen. Ein neues, komplexes Narrativ entsteht. Wenn das Design und das Narrativ zusammenwachsen und sich ein rundes Gesamtkonzept entwickelt, ist das der schönste Augenblick für mich. Der Kreis schließt sich. ►Wie sieht deine Vision für die Zukunft von nachhaltigem Design in der Modebranche aus? Weniger Konsumieren, Produzieren unter besseren, fairen Bedingungen für die Produktion und die Natur. Für mich persönlich gibt es zwei Wege: Entweder kaufen wir langlebigere Kleidung, die besser gefertigt wird. Diese hat oft ihren Preis, dessen bin ich mir bewusst. Oder wir arbeiten für vorhandene Ressourcen. Es geht um einen bewussten Umgang mit dem, was uns zur Verfügung steht. Wo kommen die Kleidungsstücke her, wer hat sie wie gefertigt und unter welchen Bedingungen?
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