►Kannst du deine Arbeit beschreiben? Um was geht es? Das Puppenhaus ist eine überzogene, romantisierte Darstellung des Lebens des Arbeiter*innenmilieus in der Großstadt. Das Haus, das Mobiliar und alle kleineren Dinge habe ich handgefertigt aus Fimo, Stoff, Pappe und meinem Fundus aus alten und recycelten Gebrauchsgegenständen. Jeder Raum hat eine eigene Persönlichkeit, eine eigene Geschichte und spiegelt Typen von Menschen wider, denen ich in meinem Leben schon begegnet bin. Die Betrachter*innen können das Auge wandern lassen und jeden der Räume bis ins kleinste Detail erkunden. LED-Lichtinstallationen imitieren Beleuchtung und spielen den Stimmungen, die die jeweiligen Bereiche hervorrufen, zu. Die Arbeit selbst ist interaktiv benutzbar, die Puppen und viele der Objekte sind beweglich. Was mir besonders wichtig ist: Die Arbeit besteht aus vielen kleinen Einzelteilen, die das gesamte Haus ausmachen. Alles ist alltäglich, nichts ist unwichtig. ►Was hat dich inspiriert? Besonders geprägt ist die Ästhetik des Hauses natürlich durch echte Wohnungen und Orte, an denen ich war. Besonders die Details, die die Absurdität vom Spätkapitalismus hervorheben, holen mich ab. Joan Steiner mit ihren Suchspiel-Dioramen aus alltäglichen Materialien hat großen Eindruck bei mir hinterlassen. Vom Aufbau der Räume her hab ich mich an Jan Pienkowskis ‹Haunted House› orientiert. Die Beiden haben großen Wert auf kindlichen Spaß am Entdecken gelegt, das wollte ich auch übernehmen. ►Welche Geschichten werden in deinem Haus erzählt? Es gibt die Omi, die in ihrem verkitschten Salon auf Gesellschaft hofft, die Rave WG, die jede Nacht feiern und tagsüber schlafen, den Hausmeister, der nach getaner Arbeit Fußball schaut und jeden Tag das gleiche isst, die Liebeskummernde in der Badewanne, Zocki im Gamersumpf und den kleinen Kioskbesitzer, der geduldig auf Kundschaft wartet. Dann gibt es noch einen Schuljungen, der im Treppenhaus sitzt und Nintendo spielt, Ratten und Tauben und sonst auch noch ganz viele kleine Geschichten. ►Welcher ist dein Lieblingsraum? Eigentlich hab ich keine Favoriten, aber das Zocki-Zimmer zu bauen, mit den ganzen Postern und Merch hat mir am meisten Spaß gemacht. ►Was waren für dich die größten Herausforderungen? Statik. Ich hatte davor noch nie etwas gebaut, das so groß und in sich stabil sein musste und würde in Zukunft auf jeden Fall mit Holz statt Pappe bauen, auch wenn das teurer ist.
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