Me, Migrane and my room of pain

Laura Dieckwisch

Textildesign

Masterarbeit

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Me, Migrane and my room of pain

Laura Dieckwisch

sie/ihr

‹Me, Migraine and my room of pain› ist der Titel der Masterarbeit von Laura Dieckwisch im Bereich Textildesign. Die Textildesignerin erforscht in ihrer Stoffkollektion die Möglichkeiten, den Designprozess mit körperlichen Einschränkungen zu steuern. Sie bezieht ihre eigene chronische Migräne in einen intuitiven Designprozess ein, indem der Schmerz einen bedeutenden Einfluss auf das Design hat. Das Ergebnis ist, dass der Stoff über seine traditionelle Rolle hinausgeht und sich in ein Objekt, einen Raum und einen Begleiter verwandelt. Die Masterarbeit beschäftigt sich inhaltlich mit der Frage, wie sich Schmerzen darstellen lassen und einem Gegenüber vermittelt werden können, um eine bessere Diagnose, Versorgung und Verständnis aus dem Umfeld zu ermöglichen. Ziel der Masterarbeit ist es, einen Dialog zu eröffnen, wie Menschen mit Einschränkungen noch besser in die Gesellschaft integriert werden können.

Kannst du dich und dein Projekt kurz vorstellen? Ich heiße Laura Dieckwisch und habe meinen Master in Textildesign absolviert. Ich spreche in der Arbeit über meine chronische Migräne, die ich täglich erlebe. Aufgrund von unzureichender Aufklärung sehe ich dringenden Handlungsbedarf in der Anerkennung der Schwere der Krankheit und sehe mich als Designerin in der Position, aktuelle Themen auf eindrückliche Art und Weise in den öffentlichen Raum zu bringen. Daher ist es mein Ziel, die Menschen mit meinen Stoffen und einer Fotostrecke zu ‹berühren›, und einen Diskurs zu eröffnen, welchen Platz der Mensch an sich in unserer schnelllebigen Welt hat. Wo bleibt die Menschlichkeit in einer wachstumsorientierten Welt? In meiner Masterarbeit habe ich meine Kopfschmerzen in den Designprozess der Stoffkollektion eingebaut, um meine Empfindungen nach außen zu tragen. Die Migräne hat dabei die Entwurfsweise maßgeblich beeinflusst und geleitet. Welche Techniken hast du verwendet? Ich habe an einer digitalen Rundstrickmaschine Jacquard gestrickt. Jacquardstricken bedeutet, detailreiche Bilder zu stricken, in denen jede Masche individuell farblich gestaltet werden kann. Das funktioniert ähnlich wie in Photoshop mit Pixeln zu malen. Vor welchen Herausforderungen standest du während der Arbeit an deinem Projekt? In dieser Arbeit wollte ich mich mit Migräne und insbesondere mit meiner persönlichen Ausprägung der Krankheit auseinandersetzen, aber ausgerechnet diese stand mir dabei am meisten im Weg. Mein innerer Leistungsdruck verschlimmerte die Krankheit, sodass ich über sechs Monate keinen Tag ohne Schmerzen hatte. Nachdenken, Schreiben, Nähen, Laufen und Zuschneiden führten immer wieder zu neuen Schmerzwellen. Ich wollte genau über diese Beschwerden schreiben, aber mein Körper hatte das Bedürfnis nach Ruhe im Bett. Es war ein Spagat zwischen meinen persönlichen Ansprüchen, an einer aufwendig erarbeiteten Stoffkollektion und den Ressourcen meines Körpers. Am Ende habe ich oft gegen die Vernunft und gegen meinen Körper gearbeitet und versucht, die Schmerzen zu ignorieren, um meine Pläne in die Realität umsetzen zu können. Ich hatte die Chance, durch zwei Stipendien die Stoffe an einer industriellen Strickmaschine in einem Textillab in Tilburg zu produzieren. Das hat mich aber auch extrem unter Druck gesetzt, dass ich viel leisten muss. Ich weiß noch genau, wie in der Produktionshalle die Halogenstrahler grell von der Decke herab strahlten und die ganzen Maschinen einen enormen Lärm verursachten. Es pochte und hämmerte dazu in meinem Kopf, sodass ich mich danach sehnte, mich auf dem Boden zusammenzurollen. In diesem Zustand musste ich viele Designentscheidungen treffen, die ich am Ende immer häufiger intuitiv traf, ohne darüber nachdenken zu können. Auf diese Weise gestalteten die Schmerzen den Designprozess mit. Was fühlst du, wenn du auf dein Projekt schaust/an dein Projekt denkst? Manchmal empfinde ich Scham, dass ich meine persönlichen Herausforderungen so offen darstelle und mich auf diese Weise verwundbar zeige. Aber ich bin auch stolz darauf, dass ich meine Leidenschaft und Lebenslust nicht durch die Krankheit verliere. Deine Migräne ist ein sehr persönlicher und individueller Vorgang, den nur du genau kennst. Wie bist du vorgegangen, als du deine Gefühle und deine Schmerzen in eine künstlerische Form gebracht hast? Da Migräne eine sehr komplexe Krankheit ist, habe ich versucht, die verschiedenen Ebenen der Krankheit durch viele Höhen und Tiefen im Stoff darzustellen. Ich wollte dreidimensionale Stoffe designen, die genauso schwer zu begreifen sind, wie die Krankheit selbst. Dann habe ich mir vorgestellt, welche Bilder meine Schmerzen in mir auslösen und versucht, diese nach außen sichtbar zu machen. Ich wollte, dass der Betrachter durch meine Bilder die Schmerzen und die Isolation nachempfinden kann. Wer hat dich inspiriert? Als Inspiration diente mir Yayoi Kusama, eine japanische Künstlerin, die in ihren Malereien ausschließlich ihre Wahnvorstellungen und Ängste verarbeitete. Sie hat mir gezeigt, dass man über seine Schwächen reden darf und dass diese auch zu einer Stärke werden können. Daher war es mein Anliegen, etwas Konstruktives aus meinen Schmerzen zu machen. Was hast du im Prozess über dich gelernt? Ich habe gelernt, dass ich trotz Einschränkungen immer noch vieles erreichen kann, wenn ich es mir in den Kopf gesetzt habe. Aber meistens geht dies auf Kosten meiner körperlichen Verfassung und es ist manchmal besser einen Schritt zurückzutreten.