►Kannst du dich und dein Projekt kurz vorstellen? Meine Bachelorarbeit ‹Dopamin› setzt sich mit der Frage auseinander, inwiefern die Digitalisierung und andere Einflüsse der Jahrtausendwende die Gestaltung [alltäglich und professionell] geprägt haben. Die Schrift Comic Sans als Ikone dieser Zeit bietet dabei den Ausgangspunkt der Visualisierung, die in der neu gestalteten Schrift ‹Dopamin› resultiert. ►Schüttet die Comic Sans bei dir Glücksgefühle, also Dopamin, aus? Jein. In bestimmten Anwendungen löst die Comic Sans für mich Glücksgefühle aus und es macht mich definitiv glücklich, regelmäßig Fotos von lieben Menschen geschickt zu bekommen, die der Schrift über den Weg laufen und dadurch in ihrem Alltag ab und an innehalten und an mich denken [Für diese Bilder gibt es einen eigenen Instagram-Account: @comicfans95]. Viel mehr als ein Glücksgefühl zu verursachen, wirft die Schrift jedoch durch ihre kontroverse Verhandlung unter mehr- oder-weniger-Schriftkenner*innen für mich persönlich Fragen auf, denen auf den Grund zu gehen mir große Freude bereitet. Denn jeder Wissenszuwachs macht Spaß. Außerdem hat es in mir große Glücksgefühle ausgelöst, eine eigene Schrift zu gestalten. An so ein Projekt habe ich mich mit meiner Bachelorarbeit zum ersten Mal wirklich getraut [und bin immer noch dabei es fertig zu stellen]. Ich merke, dass ich Schriftgestaltung [schon seit ich als Schulkind in meine Hefte gekritzelt habe] sehr liebe. ►Mit welchen Tools hast du gearbeitet? Was macht diese Tools für dich interessant? Da das Endprodukt eine Schrift ist, war mein Haupttool im Endeffekt natürlich das Schriftgestaltungsprogramm Glyphs. Auf der Formrecherche und in der Materialisierung – letztlich ist eine Schrift ja auch ‹nur› ein Tool – habe ich aber auch viel mit analogen Tools wie Bügelperlen, Strasssteinen, Stickerei, Siebdruck et cetera gearbeitet, die im Zusammenspiel mit Illustrator und Vectoraster zur resultierenden Form geführt haben. ►Was hat dich inspiriert? Zu der ursprünglichen Auseinandersetzung hat mich die Präsenz der Comic Sans im Alltag geführt – viel durch Aushänge, die mir beim Spazierengehen begegnet sind. Von da aus habe ich mich in Formen und Farben viel von meinen Glückshormonen steuern lassen. Um nicht unglücklich im BA-Sumpf zu versinken, war die oberste Prämisse für alles, was ich getan habe, dass es mir Spaß bereitet. Außerdem entsteht viel Inspiration durch die Wechselwirkung von analoger und digitaler Praxis. Im Endeffekt würde ich aber sagen: Alles, was wir sehen oder wahrnehmen, kann uns als Gestalter*innen inspirieren und tut dies unterbewusst wahrscheinlich öfter, als wir denken. ►Vor welche Herausforderungen hat dich das Projekt gestellt? Vor allem war bei diesem Projekt besonders und anders als bei anderen Gestaltungsprojekten wie Plakaten, Büchern oder Websites, dass ich am Ende kein fertiges Produkt hatte, das präsentiert werden konnte. Das fertige Produkt war in meinem Fall ein Tool, das dann wiederum Anwendung in anderen Medien erfordert hat, um es zu materialisieren und präsentierbar zu machen. ►Was fühlst du, wenn du auf dein Projekt schaust? Momentan einerseits immer noch Freude – trotz der langen und intensiven Auseinandersetzung mag ich es immer noch sehr. Andererseits auch ein schlechtes Gewissen. Da es sehr aufwendig ist und ich immer nur in meiner Freizeit weiter daran arbeiten kann, arbeite ich heute noch an der Fertigstellung. Mein Plan ist aber, in diesem Jahr noch eine erste Open-Source-Version zu veröffentlichen und ich freue mich schon zu sehen, was mit ihr in den Händen anderer Gestalter*innen passiert. ►Was hast du über dich an der Arbeit an deinem Projekt gelernt? Vor allem habe ich gelernt, dass es guttut, der eigenen Intuition zu folgen, es mir gleichzeitig aber wahnsinnig hilft, mich viel mit meinem Umfeld über Ideen und Gedanken auszutauschen. Und, dass es keine objektiv ‹gute› und ‹schlechte› Gestaltung gibt. Auch aus alltäglicher Gestaltung lassen sich Inspiration und Freude ziehen!
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