Die Monster in meinem Kopf

Trisha Jung

Kostümdesign

Bachelorarbeit

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Die Monster in meinem Kopf

Trisha Jung

sie/ihr

Die kostümbildnerische Umsetzung mittels Objektkostümen stellt die Gefühle dar, die die Selbstzweifel-Monster in mir auslösen, und wie ich damit umgehe. Der Kampf gegen die Selbstzweifel-Monster ist ein permanenter Prozess, der sich nicht kurzfristig lösen lässt. Selbstzweifel und Kreativität sind immer da – beide unterliegen dauerhaftem Wandel. Sie sind existenzielle Bestandteile des künstlerischen Prozesses und wenn man Selbstzweifel zulässt, kann die Kreativität davon profitieren. Es wurden drei Kostüme entworfen und angefertigt, die sich mit jeweils unterschiedlichen Aspekten von Selbstzweifeln und dem Umgang mit ihnen beschäftigen. Das erste Kostüm beschreibt die Selbstzweifel, die in meinem Inneren entstehen und durch eigene Gedanken und Gefühle ausgelöst werden. Das zweite Kostüm stellt die Zweifel dar, die von außen kommen, also aus meinem Umfeld und den Personen darin. Das dritte Kostüm beschreibt den enormen Antrieb, den Selbstzweifel für die Kreativität bedeuten.

Kannst du dich und dein Projekt kurz vorstellen? Ich heiße Trisha, studiere im ersten Semester im Master Kostümdesign und habe im Sommer 2023 meinen Bachelor gemacht. Bei meinem Projekt handelt es sich um meine Bachelorarbeit mit dem Titel ‹Die Monster in meinem Kopf›, in der ich mich mit Selbstzweifeln im künstlerischen Prozess beschäftigt habe. Ich bin dafür von meinen eigenen Gefühlen und Erfahrungen ausgegangen, da Selbstzweifel mich während meines ganzen Studiums begleiteten. Sie standen mir oft im Weg, aber ohne sie wäre ich nicht dort, wo ich jetzt bin. Ich habe drei Kostüme entworfen und angefertigt, die sich mit unterschiedlichen Aspekten von Selbstzweifeln und dem Umgang mit ihnen beschäftigen. Das erste Kostüm beschreibt die Selbstzweifel, die in meinem Inneren entstehen und durch eigene Gedanken und Gefühle ausgelöst werden. Das zweite Kostüm stellt die Zweifel dar, die von außen kommen, also aus meinem Umfeld und den Personen darin. Das dritte Kostüm beschreibt den enormen Antrieb, den Selbstzweifel für die Kreativität bedeuten. Es ist sehr mutig, dass du so offen mit einem so intimen und persönlichen Thema umgehst. Was ist dir besonders wichtig an deinem Projekt? Mir ist vor allem wichtig, die verschiedenen Facetten der Selbstzweifel zu zeigen und sie nicht nur als negativ darzustellen, sondern eben auch zu betonen, dass sie für kreative Arbeit wichtig sind und ein großer Antrieb sein können. Es ist unmöglich, die Selbstzweifel komplett zu überwinden – sie gehören zu uns und wir müssen lernen, mit ihnen umzugehen und sie zu unserem Vorteil zu nutzen. In meiner Arbeit wollte ich einen Weg finden, Gefühle und vor allem Ängste durch Kostüme zu visualisieren. Zwar bin ich dabei von meinen eigenen Gefühlen und Selbstzweifeln ausgegangen, doch ich hatte die Hoffnung, dass sich auch andere Personen in meiner Arbeit wiederfinden können. Wir alle haben Selbstzweifel, und das ist auch völlig in Ordnung! Mit welchen Techniken hast du gearbeitet? Meine Kostüme lassen sich alle unter dem Begriff ‹Objektkostüme› einordnen. Objektkostüme wirken anders als klassische Kostüme, die normalerweise eine Figur oder einen Charakter darstellen und in ein Bühnengeschehen integriert werden. Objektkostüme sind losgelöst von einer Bühne und wirken alleine. Das Kostüm spricht für sich und erzählt eine Geschichte, ohne dass diese verbal oder performativ vorgetragen wird. Alle Kostüme verdecken den kompletten Körper der Person, die sie trägt, und auch ihr Gesicht ist von Masken bedeckt. Ich wollte diese Anonymität nutzen, um zu zeigen, dass die Emotionen, die ich darstelle, universell sind und nicht nur auf eine Figur bezogen werden. Wir können uns alle darin wiederfinden. Vor allem bei dem dritten Kostüm, das den Antrieb der Kreativität darstellt, hat intuitives Arbeiten eine große Rolle gespielt. Denn um Kreativität darzustellen, habe ich meiner eigenen Kreativität keine Grenzen gesetzt und ihr freien Lauf gelassen. Es gab nur einen groben Entwurf für das Kostüm, ich wusste, dass es bunt werden sollte, der Rest ist wie von alleine beim Machen entstanden. Kannst du uns von deinem Gestaltungsprozess erzählen? Wie hast du deine Gefühle und Empfindungen in die Welt des Sehens und haptischen Fühlens gebracht? Wie bist du vorgegangen? Ganz am Anfang meiner Arbeit habe ich mir die Frage gestellt, wie Selbstzweifel mich fühlen lassen und vor allem, was sie für Auswirkungen auf meinen Körper haben. Dabei bin ich darauf gestoßen, dass es für mich zwei verschiedene Arten von Selbstzweifeln gibt: einmal die, die in mir drin entstehen und mich von innen heraus zerstören, und einmal die, die von außen auf mich einwirken und mich runterdrücken und lähmen. Im nächsten Schritt habe ich mir dann überlegt, wie ich diese Gefühle beziehungsweise die Reaktionen des Körpers visualisieren kann und vor allem auch kostümbildnerisch umsetzen kann. Die Wahl der Materialien war dabei sehr wichtig, so repräsentiert schwarzer Lackstoff zum Beispiel die Selbstzweifel. Von dem glänzenden Material prallt alles ab, nichts kann hindurch. Die schwarze, zähe Masse ist so dicht, dass nicht einmal Luft zum atmen durchdringen kann. Die Kreativität sollte hingegen eine gewisse Leichtigkeit haben und die bunten Farben und Bänder habe ich vor allem gewählt, weil sie mich selbst inspirieren und meine persönliche Kreativität darstellen. Was fühlst du, wenn du auf dein Projekt schaust oder daran denkst? Es ist aktuell mein Lieblingsprojekt, sowohl thematisch als auch ästhetisch konnte ich mir alles selber ausdenken. Normalerweise arbeite ich als Kostümbildnerin immer im Team und meine Kostümentwürfe sind oft abhängig von den Entscheidungen anderer. Die Arbeit im Team ist zwar auch toll und macht sehr viel Spaß, jedoch habe ich es bei dieser Arbeit sehr genossen, alle Entscheidungen selbst zu treffen. So ist ein Projekt entstanden, das mich zu hundert Prozent repräsentiert. Außerdem habe ich ganz viel tolles Feedback zu meinen Kostümen bekommen. Das hat mich sehr glücklich gemacht, denn es war ja auch ein Wunsch von mir, Menschen mit meinen Kostümen zu erreichen und zu berühren. Was hast du in dem gesamten Prozess über dich gelernt? Ich habe während dieses Projektes viel über gute und gesunde Arbeitsweisen gelernt. Ich hatte früh eine Idee und Entwürfe, habe früh mit der Umsetzung angefangen und konnte so ohne wahnsinnig viel Stress die Kostüme fertigstellen. Es war meine mental gesündeste Arbeit bisher, da habe ich schon ganz andere Sachen erlebt. Ich habe gelernt, unter welchen Umständen ich gut arbeiten kann und was ich dafür brauche, und das möchte ich unbedingt für zukünftige Projekte beibehalten. Außerdem hatte ich bei diesem Projekt fast keine Probleme mit Selbstzweifeln. Normalerweise komme ich mindestens einmal, meistens mehrmals pro Projekt an den Punkt, an dem ich am liebsten alles hinwerfen würde und mir einrede, dass ich gar nichts kann und einfach aufgeben sollte. Das ist überraschenderweise hier nicht passiert, was mich total gefreut hat. Durch die intensive Auseinandersetzung mit meinen Selbstzweifeln habe ich viel darüber gelernt, wie ich mit ihnen umgehen muss und was ich tun kann, damit sie mich nicht so einnehmen und lähmen. Zwar wird es da sicher auch wieder Rückschritte geben, doch ich habe das Gefühl, dass meine Bachelorarbeit einen großen Teil zu der Zähmung meiner Selbstzweifel-Monster beigetragen hat.