A Clockwork Onion

Sophie Büscher

Kostümdesign

Bachelorarbeit

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A Clockwork Onion

Sophie Büscher

sie/ihr

Um was geht es deinem Projekt? Die praktische Arbeit, die hier zu sehen ist, ist ein Teil meiner Bachelor–Abschlussarbeit und stellt – inspiriert von dem Film ‹A Clockwork Orange› von Stanley Kubrick – eine gewalttätige Jugendbande dar. Die Kritik an dem Film über das Ästhetisieren von Gewalt soll in meiner Inszenierung in Form einer ‹Überästhetisierung› der Kostüme aufgenommen werden. Die Person in dem Kostüm verschwindet und auch die Ausübung von Gewalt scheint im Vergleich zu der Selbstinszenierung zweitrangig beziehungsweise unmöglich zu sein. Welche Rolle spielt Grusel in deiner Arbeit? Angst und Grusel im Film haben mich schon immer fasziniert. Besonders interessant finde ich, wie eine düstere Stimmung erschaffen werden kann, ohne tatsächliche Gewalt zu zeigen. Während meines Fotoshootings wollte ich genau dieses eindringliche Unwohlsein hervorrufen. Insbesondere bei der Darstellung von Gewalt [im Film] spielen das Kostümbild und das Szenenbild eine wichtige Rolle. Es kann dabei helfen, die Gewalt ästhetisch ansprechend oder aber abstoßend darzustellen, um damit eine bestimmte Wirkung beim Publikum zu erzielen. In meinem anschließendem Masterstudium beschäftigt mich weiterhin die Frage nach dem Bedürfnis, sich dem Grusel beispielsweise in Form von Angstfilmen auszusetzen. Was hat dich an dem Film ‹A Clockwork Orange› inspiriert? Zum ersten Mal begegnete mir der Film während meines Auslandssemesters in Italien. In einem kleinen Kino wurde er in Originalsprache gezeigt und später über Gewalt im Film und den Begriff der Freiheit diskutiert. Als angehende Kostümdesignerin war ich von der Ästhetik sofort begeistert und noch Tage später musste ich über die Wahl der Kostüme nachdenken, was mich schließlich zu dem Arbeitstitel meiner Bachelorthesis brachte: ‹A Clockwork Onion. Eine kostümbildnerische Analyse der Gewaltdarstellung in dem Film «A Clockwork Orange»›. Beim Schauen des Filmes ist mir aufgefallen, wie das Ästhetische oft untrennbar mit dem Gewalttätigen verbunden ist, wodurch diese Verbindung unser Verständnis von Gewalt und deren Auswirkungen auf die Gesellschaft beeinflussen kann. Es ist eine Reflexion über die Rolle der Medien bei der Darstellung von Gewalt und die Art und Weise, wie wir uns daran gewöhnt haben, Gewalt als ‹ästhetisches› Element zu sehen. Die Kostümdesignerin des Films, Milena Canonero, nutzt verschiedene Mittel, um Bilder in die Köpfe der Zuschauer zu projizieren: Uniformen lassen den Träger zweitrangig und die einzelne Person zum Teil einer strukturellen Gemeinschaft werden. Die auffälligsten, historischen Verweise deuten auf die Zeit des Nationalsozialismus. So werden die Kostüme, beziehungsweise der*die Träger*in intuitiv mit Gewalt und Unrecht in Verbindung gesetzt. Die Mischung verschiedener Epochen und Stilelemente schaffen eine Welt, die uns sowohl fremd ist als auch bekannt vorkommt. Die Farben Schwarz, Weiß und Orange bilden dabei eine neue Ebene der visuellen Gewaltdarstellung. Mit welchen Techniken hast du gearbeitet? Während des Designprozesses habe ich mich von Milena Canoneros Kostümen inspirieren lassen und eine Gruppe erschaffen, die aus drei angsteinflößenden Personen besteht. Sie unterscheiden sich gegenseitig stark durch ihre Kleidung und zeigen so ihre Individualität und ihren Stellenwert in der Gruppe. Die Gruppenzugehörigkeit findet im Vergleich zu dem Film ‹A Clockwork Orange› weniger durch die sichtbare Zuordnung mithilfe von Uniformen, als mehr durch das persönliche Ausleben der Selbstdarstellung und die Ausübung der Präferenzen. Gleichzeitig bietet ihnen die Maske, beziehungsweise das starke Make-up, Anonymität und Schutz. Die Metaphorik der Maskeraden kann als Element der Verfremdung von der Person, der Entfremdung von sozialen Normen und der Unfähigkeit, eigene Taten zu erkennen oder zu reflektieren, gesehen werden. Als Medium zur Inszenierung meiner praktischen Arbeit habe ich die Fotografie gewählt. In einer ungewöhnlichen Wohnraum-Situation werden die Kostüme umgeben von Siebzigerjahre-Tapeten und unbekleideten Schaufensterpuppen in Szene gesetzt. Die einzelnen Körperfragmente sind eine Übersetzung der Milchbarskulpturen im Film und stellen eine Assoziation zu abgetrennten Körperteilen her. Gewalt mit Kostümen darzustellen, ohne die klischeebehafteten Materialien wie Leder, Latex oder Nieten zu verwenden, ist für mich eine interessante Herausforderung. In meinem Konzept konzentriert sich die Farbgestaltung deshalb auf Weiß, Grün und Blau. Die eigentlich beruhigenden Farben sollen in diesem neuen Kontext eine bedrohliche Ausstrahlung bekommen. Ebenso die Materialien: Das flauschige grüne Kunstfell, welches ich von einem alten Kostüm recycelt habe, wurde hauptsächlich mit der Hand zu einem Mantel genäht. Das zweite Kostüm besteht aus zwei sich ähnelnden Stoffen mit Blumenprint. Der Ganzkörper-Anzug sollte einheitlich aussehen, aber trotzdem Tiefe im Kostüm schaffen. Auch die Waffe in Form eines Golfschlägers habe ich mit dem selben Stoff bezogen. Das dritte Kostüm besteht aus weißer Wildseide – einem sehr kostbaren und empfindlichen Stoff. Was war die größte Herausforderung im Rahmen des Projekts? Es ist wichtig, darauf hinzuweisen, dass es bei der Darstellung von Gewalt in Kunst und Medien einen sehr schmalen Grat zwischen Ästhetik und Verherrlichung gibt, und dass es wichtig ist, diese Linie nicht zu überschreiten. Meine Kostüme sollen nicht als Anreiz oder Botschaft für reale Gewalttaten oder extremistische Aktivitäten verstanden werden. Abgesehen davon war die größte Herausforderung die Verfolgung des Mannes auf St. Pauli, der am Tag des Fotoshootings die Kamera aus meinem Auto geklaut hat. Letztendlich hat er sie mir nicht sehr begeistert überlassen.