Anette Kolb

Juli Schmalfeldt

Illustration

Semesterarbeit

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Anette Kolb

Eine von Tausenden

Juli Schmalfeldt

sie/ihr

Mit welchem Thema hast du dich in deinem Projekt befasst? Ich habe mich in meinem Stop-Motion-Kurzfilmprojekt mit der Autorin Annette Kolb beschäftigt. Angefangen hat alles mit dem Kurs ‹Das Portrait im Puppenbau›. In dem Kurs sollten wir uns für den 90. Jahrestag der Bücherverbrennung eine*n Autor*in aussuchen, die damals von den Nationalsozialisten auf die schwarze Liste gesetzt oder deren Werke verbrannt wurden und ein Portrait in der Form einer Puppe anfertigen. Wer war Annette Kolb? Annette Kolb [1870 –1967] war eine deutsch-französische Autorin und Pazifistin. Kolb positionierte sich öffentlich gegen die Kriegsverherrlichung, radikalen Nationalismus und Antisemitismus. Besonders bekannt wurde Annette Kolb für ihre Werke, die oft gesellschaftliche und politische Themen behandelten. Ihr Roman ‹Die Schaukel› aus dem Jahr 1919 ist ein Beispiel für ihr literarisches Schaffen, das auch ihre pazifistische Haltung widerspiegelte. Sie war zudem eine der ersten Frauen, die in Deutschland eine öffentliche politische Meinung vertrat und sich für die Frauenbewegung einsetzte. Nachdem die Nationalsozialisten 1933 die Macht in Deutschland übernommen hatten, wurde Annette Kolb aufgrund ihrer politischen Überzeugungen verfolgt. Sie floh aus Deutschland nach Paris, dann nach New York. Sie starb mit 97 in München. Sämtliche Schriften Annette Kolbs wurden von den Nazis auf die ‹Liste des schädlichen und unerwünschten Schrifttums› gesetzt. Kannst du deinen Arbeitsprozess beschreiben? Angefangen habe ich mit dem Bau der Puppe. Dafür habe ich einen Umriss der Körperform auf ein DIN-A3-Blatt gezeichnet. Also einen Entwurf, wie die Puppe aussehen soll. Um das Skelett zu bauen, habe ich Aluminiumdraht genommen und ihn um sich selbst gezwirbelt. Für die steifen Teile des Skeletts habe ich Kaltmetall verwendet. Also die Oberarme, Unterarme, Hüfte et cetera. Die Stellen am Draht, die frei bleiben, sind also die beweglichen Gelenke. Daraufhin habe ich den Umriss des Körpers auf ein Stück Sofa-Schaumstoff gelegt und den Umriss abgezeichnet. Der Sofa-Schaumstoff wurde dann mit einem Cutter in die Hälfte geschnitten und das Skelett hinein geklebt. Den Schaumstoff habe ich daraufhin mithilfe einer Nagelschere in Form geschnitten. Den Kopf, die Hände und die Füße habe ich nach einem Foto aus Superskulpy modelliert, im Ofen gebacken und mit Acrylfarbe bemalt. Für die Kleider habe ich aus Kreppband Schnittmuster gemacht und aus Kleidern, die ich im Secondhand-Laden gekauft habe, per Hand zusammengenäht. Die Haare habe ich aus Wolle gemacht und an den Kopf geklebt, den Hut aus Pappe, Kreppband und Stoff gebastelt. Die Möbel im Set sind aus Balsaholz geschnitzt und mit Acrylfarbe bemalt. Spaß hat es mir gemacht, die Konstruktion eines ‹echten› Klaviers und einer ‹echten› Kommode zu verstehen und dann in Miniatur nachzubauen. Details wie die Knäufe an der Kommode sind Jeans-Knöpfe aus dem Nähschränkchen meiner Oma und die Pedalen des Flügels sind in der Hälfte geknipste Sicherheitsnadeln. Der Holzfußboden besteht aus Pappe und ist mit Acrylfarbe bemalt. Ein großes Highlight des Sets ist das Buntglasfenster. Das haben Luzie Kutz und ich per Hand in der Schmiedewerkstatt ihrer Mutter zusammen geschmiedet. Neun Stunden hat das Ganze gedauert. Daraufhin habe ich mir bunte Plastikfolien besorgt und hinter die Fensterchen geklebt. Anschließend ging es in die Stop-Motion-Höhle von Björn Verloh. Er hat Luzie [sie hat an ihrem eigenen Set gearbeitet] und mir gezeigt, wie man das Programm Dragonframe benutzt, das Licht einstellt und alles drum herum aufbaut. Etwa zwei Monate haben wir animiert und dann wurde alles zusammengeschnitten von Daha Yeo. Ihre Tante Suug hat netterweise den Soundtrack gemacht und Jakob Schuback und ich haben die Soundeffekte gemacht. Die Puppe und das Set wurden im Rahmen des Literaturfestivals ‹Hamburg liest verbrannte Bücher› im Ausstellungsraum der Staatsbibliothek mit anderen Puppen-Sets aus meinem Kurs ausgestellt. Es wurden noch andere Werke, Animationen, Comics und Illustrationen und Zines ausgestellt, die im Rahmen des Literaturfestivals in parallel laufenden Kursen entstanden sind. Im Metropolis-Kino wurden dann unsere Animationen gezeigt. Was hast du während des Projekts gelernt? Ich habe während des Arbeitsprozesses gelernt, wie man eine Stop-Motion-Puppe und ein Set inklusive Möbel baut, wie man einen Film animiert und daraufhin mit Schnittprogrammen zusammenbringt. Ich habe gelernt, wie man geduldig ist und wie die Liebe zum Detail ein Projekt am Ende großartig macht. Was war die größte Herausforderung für dich? Die größte Herausforderung war, geduldig zu sein. Der Prozess ist sehr langsam und wenn man nicht gerade im Studio ist, arbeitet man sehr viel alleine. Das hat mich, mit dem Zeitstress, zum Teil ein wenig verrückt gemacht. Ich habe manche Wochen komplett in meinem Zimmer mit Werkeln verbracht und das einzige, worüber ich mit meinen Mitbewohnern sprechen konnte, war dieses Thema, da ich wortwörtlich nichts anderes gemacht habe. Wenn ich in Zukunft an einem neuen Stop-Motion-Film arbeite, werde ich auf jeden Fall darauf achten, genug Zeit einzuplanen und mit anderen Leuten zusammenzuarbeiten. Was ist dein Fazit? Alles in allem war dieses Projekt eine lebensverändernde Erfahrung für mich. Ich habe damit eine neue Richtung bekommen, in die ich beruflich gehen möchte. Vielen Dank, Sara-Christin Richter, dass du uns dies durch deinen Kurs ermöglicht hast. Vielen Dank an meine Mitstudierenden, dass wir in enger Zusammenarbeit durch dieses Riesenprojekt gegangen sind. Großen Dank an Björn Verloh, der uns auf Schritt und Tritt in unserem Prozess unterstützt und gelehrt hat. Vielen Dank an Alexandra Kardinar, die unser Animationsprojekt am Ende betreut und besprochen hat. Am meisten danke ich aber meiner Freundin und Mitstudentin, genialer Miniatur-Bauerin und kreativem Kopf Luzie Kutz. Ohne dich hätte ich das alles nicht durchgestanden. Die langen Tage im Trickfilmlabor mit fünf Kaffees am Tag und endlos vielen Streusel-Franzbrötchen haben echt Spaß gemacht und ich würde es immer wieder machen!