Stellar

Pia Schröer

Kommunikationsdesign

Masterarbeit

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Type Trouble – Gendersensible Schriftgestaltung

Pia Schröer

sie/ihr

Kannst du dich und deine Schrift vorstellen? Mein Name ist Pia Schröer, ich wohne in Hamburg und habe von 2013 bis 2023 an der HAW Design im Bachelor und Master studiert. Momentan arbeite ich in einem kleinen Designbüro und in der restlichen Zeit als freiberufliche Designerin. Neben Type Design liegen meine Schwerpunkte in der Gestaltung visueller Identitäten sowie im Buch- und Editorialdesign. Die Schrift Stellar ist das Ergebnis meiner Masterarbeit ‹Type Trouble. Gendersensible Schriftgestaltung›. Derzeit enthält die Serifenschrift verschiedene Gendersterne, die dank der Variable-Font-Technologie stufenlos in Größe und Position variiert werden können und somit digital leicht animierbar sind. Inktraps und kalligrafische Abschlüsse verleihen Stellar ihren Charakter. Als Textschrift konzipiert, ist sie auch in kleinen Punktgrößen gut lesbar. Für die Zukunft sind weitere Gender–Zeichen und Schriftschnitte geplant. Zusammen mit der Designerin Julia Flomm habe ich ‹Moontype Foundry› gegründet. Dort veröffentlichen wir unsere Schriften und forschen gemeinsam an neuen Möglichkeiten gendersensibler Schriftgestaltung. Was hat dich dazu inspiriert, diese Schrift zu entwickeln? In der deutschen Sprache gibt es bis heute keine adäquate Personenbezeichnung für Menschen, die sich zwischen oder jenseits der binären Geschlechtsidentitäten verorten. Um dieser Ungleichheit in der Sprache entgegenzuwirken und sie inklusiv zu gestalten, entwickeln bereits viele Initiativen und Communities neue Grammatiken und Vorschläge für einen geschlechtersensiblen Sprachgebrauch, die über die derzeit gängigen Methoden des Genderns hinausgehen. Mit dem stetigen Wandel der Sprache muss sich auch die Schriftgestaltung auseinandersetzen. Mit der Gestaltung von Stellar sehe ich die Chance auf den Sprachwandel zu reagieren und die Verwendung geschlechtergerechter Formulierungen zu fördern. Stellar verstehe ich als Forschungsobjekt, das Normen hinterfragt, sie dekonstruiert und sich ständig verändert und weiterentwickelt. Wie bist du im Gestaltungsprozess vorgegangen? Beginnend 2021 mit Skizzen auf Papier bin ich relativ schnell zur digitalen Gestaltung am Computer übergegangen. Mit Abschluss der Masterarbeit im Februar 2023 stand dann das Konzept für Stellar. Dazwischen hieß es immer wieder ausdrucken, genau hinsehen, hinterfragen und verbessern. Seit dem Masterabschluss habe ich, soweit es die freie Zeit zuließ, an den Feinheiten gearbeitet und fehlende Glyphen gestaltet. Seit Juli 2024 ist die erste Version von Stellar verfügbar. Was waren Hürden, die dir während des Projektes begegnet sind? Die Hürde ins Type Design einzusteigen ist oft sehr groß, da viele Texte und Positionen anderer Gestalter*innen nach dem vermeintlich ‹einen› fehlerfreien Schriftbild und der perfekten Lesbarkeit streben. Daher war ich zu Beginn des Gestaltungsprozesses sehr unsicher und habe versucht, nichts ‹falsch› zu machen. Nach Gesprächen mit Professor*innen und Kommiliton*innen wurde ich immer sicherer in meiner Gestaltung und konnte für mich selbst definieren, was ich mit Stellar ausdrücken möchte, nämlich dass Schriftgestaltung auch aus historisch gewachsenen Mustern und Vorgaben ausbrechen und sich neu erfinden darf.