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Björn Jeske, Tim Rausch

Kommunikationsdesign

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Björn Jeske, Tim Rausch

Worum ging es in erster Linie in dem Kurs? Nur kurz vorab: Eigentlich sprechen wir hier ja von einem Projekt, das über zwei Kurse verteilt bearbeitet wurde. Sprich es gibt einen Design- und einen Laborkurs, die man auch beide belegen muss. Wir glauben, dass es hilfreich ist, das zu wissen. Bestimmte Aspekte, insbesondere wenn wir über die Herausforderungen sprechen, erschließen sich dann einfach besser. So, jetzt zur Frage: Durch die Dominanz großer kommerzieller Anbieter und die darum herum entstandene Template-Industrie verstehen immer weniger Menschen, was eine Webseite eigentlich ist. Als wir unsere erste Webseite gebaut haben, dachten wir, man braucht Tools wie WordPress als so eine Art Gateway ins Internet. Uns war null klar, dass eine Webseite im simpelsten Fall einfach nur eine HTML-Datei ist, die irgendwer mithilfe eines FTP-Programms auf einen Server gelegt hat. Diese Grundlage fehlte uns komplett. Also ging [und geht] es uns in den beiden Kursen in erster Linie darum, den Studis ein Verständnis für diesen Sachverhalt zu vermitteln – und die Fähigkeiten, die es braucht, sich aus dieser Lage zu emanzipieren und befähigt zu sein, die eigene Präsenz im Web zu gestalten und zu kontrollieren. Kontrolle ist hierbei ein wichtiger Punkt: Wir haben mittlerweile alle verstanden, dass und wie die Wahrnehmung in sozialen Medien von Algorithmen bestimmt wird. Wo es unserer Meinung nach allerdings noch eine Lücke gibt, ist beim Verständnis dafür, dass Tools und Templates [wie oben kritisiert] bestimmen, inwieweit unsere Webseiten auch wirklich uns gehören. Deswegen empfinden wir von Grund auf selbst gebaute [experimentelle] Seiten und self-publishing Projekte im Web innerhalb dieses Gesamtkontextes als zunehmend radikal und wollen den Studis diese Form künstlerischen Ausdrucks näher bringen. Das ist, worum es übergeordnet in jedem Semester unabhängig vom Thema des Kurses geht. Im Speziellen haben wir uns gefragt, wie der Prozess des Erstellens und Pflegens einer Website zur eigenen Person, zu dem, was man tut, und zu dem, was man tun möchte, beitragen kann. Wie sind die Studis mit dem Thema umgegangen? Einen Prozess aus dem Nichts einfach so zu starten und ins Arbeiten zu kommen ist nicht die leichteste Aufgabe. Vor allem nicht, wenn das grundlegende Thema nicht aus einem selber heraus kommt. Wir versuchen an dieser Stelle immer durch eine Serie von Aufgaben, die aufeinander Aufbauen, eine Hilfestellung zu geben. Die Idee dahinter ist es, sehr schnell sehr viel Material zu produzieren über das man sich austauschen kann. Die Reaktionen auf das Thema waren sehr unterschiedlich. Deswegen ist es sinnvoll, diese und die nächste Frage zusammen zu beantworten. Mit welchen Techniken wurde gearbeitet? Wir sind beide recht konzeptionelle Designer, weswegen ‹viel mit den Studis über ihre Themen und Ansätze reden› meist unser Modus Operandi ist. Wir versuchen immer recht schnell an den Punkt zu kommen, an dem sich die Studis jeweils einen konzeptionellen Rahmen geschaffen haben. Das Thema und die Art und Weise, wie man es bearbeiten will grenzen die Möglichkeiten ein und führen dazu, dass gestalterische Entscheidungen nicht willkürlich getroffen werden – und somit zu einem kohärenten Produkt führen. Diese Art zu arbeiten fällt erfahrungsgemäß einigen leichter als anderen. Und das ist auch total okay so. Nur, weil das unser Weg ist, heißt das ja nicht, dass es der einzig richtige Weg ist. Und trotzdem verstehen wir es als unsere Aufgabe einen Zugang zu dieser Art zu arbeiten zu ermöglichen, um dazu beizutragen, dass die Studis über ihre Zeit an der Hochschule mit einer Bandbreite an Ansätzen und Arbeitsweisen konfrontiert sind und innerhalb dieser ihren eigenen Platz finden können. Um also eine Brücke zu uns und unserer Art zu bauen, fangen wir immer mit einem Themenfindungsprozess an, der methodisch davon abgeleitet ist, wie wir unsere eigenen Projekte selber auch starten. Etwa mit drei Ideen in drei Sätzen: Die Studierenden notieren drei unterschiedliche Themen und beschreiben diese in jeweils drei kurzen Sätzen. Oder eine Idee aus drei Perspektiven: Wir sprechen im Plenum über alle Themen. Es liegt also sehr schnell sehr viel auf dem Tisch, was wir sehr mögen, weil es dann genug ‹Verhandlungsmasse› gibt. Auf die vielversprechendsten Ideen sollen dann drei verschiedene Perspektiven entwickelt werden. Das ist der Part, in dem wir überlegen auf welche Art und Weise man sich mit einem Thema auseinandersetzen will. Eine Perspektive in drei Ansätzen: Wir besprechen die drei Per­spektiven wieder im Plenum, die Studis committen sich – zumindest fürs Erste – auf eine der Perspektiven und fangen an, gestalterische Ansätze zu entwickeln, indem nach Webseiten in ähnlichen Themenfeldern beziehungsweise mit ähnlichem Stil recherchiert wird. Das erscheint auf den ersten Blick vermutlich recht einfach gedacht, aber wenn da zwei Typen andauernd nachhaken, wo bei dir das Konzept ist und du gerade nur im Kopf hast, wie das alles überhaupt ins Internet kommen soll, braucht es eben eine extrastabile Agenda, damit man einigermaßen die Spur hält. Wir versuchen dabei immer so gut es geht allen Herangehensweisen /Neigungen einzelner Studis gerecht zu werden, indem wir unsere kleine Agenda irgendwann zum Remix freigeben, sodass alle die eher aus dem Gestalten ins Thema finden, genau das auch tun können. Was waren Herausforderungen im Laufe des Kurses? Es gibt ein Thema, über das wir untereinander immer wieder sprechen, und zwar die Gewichtung zwischen den beiden Kursen. Wie bereits angedeutet nimmt Programmieren lernen eine Menge Raum im Kopf ein, was nachvollziehbar ist, denn man ist ja immerhin plötzlich mit zwei neuen Sprachen und einem Haufen Konzepte und Prinzipien konfrontiert. Das führt erfahrungsgemäß bei vielen dazu, dass sie vergessen, wie ein Designprozess eigentlich aufgebaut ist. Das Programmieren ist so präsent, dass an Stellen, an denen man eigentlich über inhaltliche Themen und Konzepte sprechen möchte, eher über ‹Effekte› gesprochen wird. Man ist so sehr damit beschäftigt, dass man diese Webseite irgendwann bauen muss, dass man nur noch aus dieser Richtung denkt. Wir versuchen den Studierenden an dieser Stelle immer einzutrichtern, dass sie sich als drei Personen begreifen müssen: Autor*in, Designer*in und Programmierer*in, um den [doch recht komplexen] Anforderungen an das Von-null-auf-aus-dem-Boden-Stampfen einer Webseite gerecht zu werden. Wir denken, hier ist die Tatsache, dass wir beide sehr konzeptionelle Menschen sind, auch nicht immer zuträglich. Jedenfalls verschob sich der thematische ‹Heureka-­Moment› bei vielen nach hinten und das mit Sicherheit zum größeren Teil aufgrund dieses kursinhärenten ‹Code-Traumas› und weniger wegen dieser generellen Prokastinationsbewegung. So nahm das Programmieren der Websites eine sehr komprimierte Form im Zeitplan an, was nicht nur die Studis, sondern auch unsere Supportkapazitäten an gewisse Grenzen gebracht hat. Welche Dinge sind entstanden, die vielleicht nicht geplant waren? Immer dann, wenn sich Studierende ‹anzünden› lassen, merken wir auf einmal, dass Level übersprungen werden und wir auch ganz anders über Dinge reden. Wenn Code merklich zum Werkzeugkasten für die Realisierung von Ideen wird und unser erwarteter Umfang an gewissen Stellen nicht ausreicht und mehr verlangt wird. Dann gibt es diese schöne Einheit, nicht nur was das gemeinsame Entwickeln der Ideen und der entsprechenden Websites angeht, sondern auch am Ergebnis ablesbar aus Inhalt, Konzept und Form. Sowas wünschen wir uns halt immer, aber planen lässt sich das nicht. Umso schöner, dass dieser Kurs sehr ‹angezündet› war. Was ist euer Fazit des Kurses? Das, was hier so im Durchschnitt entstanden ist, ist wirklich bemerkenswert, und wir sind echt stolz auf die Studis und ihre Projekte. Wir haben auch besonders das Gefühl gehabt, dass dieses emanzipatorische Moment [Dinge ins Web zu bringen und selbst zu kontrollieren], das uns beide ja auch immer sehr pusht, voll auf die Studis übergesprungen ist. Auch wenn wir beide uns manchmal noch mehr Klarheit im Prozess gewünscht hätten [aber das würde vermutlich auch jede*r immer behaupten], ist es verständlicherweise auch einfach schwer sich innerhalb seiner drei Rollen [Zur Erinnerung: Autor*in, Designer*in und Programmierer*in] und in so einem komplexen Projekt immer easy zu verorten – vor allem, wenn mindestens eine dieser Rollen gerade das erste Mal ausprobiert wird. Wir glauben aber auch, dass das mit unserer Methodik schon auch ganz gut kanalisiert wurde. Die ist uns aber auch immer superwichtig und wir entwickeln die mit jedem Kurs weiter, um ein besseres Gefühl für dieses Gleichgewicht aus konzeptionellem Denken, Ästhetik und technischen Fähigkeiten zu bekommen und es im Idealfall auch so mit den Studis zu erzeugen, ohne eine dieser Positionen überzubetonen.