Annoying — Too Loud, Too Messy

Prof. Heike Grebin, Lea Sievertsen, Dr. Timo Orgzal

Kommunikationsdesign

Annoying — Too Loud, Too Messy

Prof. Heike Grebin, Lea Sievertsen, Dr. Timo Orgzal

Worum ging es in erster Linie in dem Kurs? Im Mittelpunkt stand die Frage: Kann Grafikdesign rebellieren und wenn ja, wie? Zeitgenössisches, junges Design –  insbesondere das von Frauen – zeichnet sich durch eine chaotische visuelle Sprache aus, die wild und rebellisch daherkommt. Woher kommt diese Energie? Was ist die Quelle dieser Lust zu provozieren? Wir haben die aktuellen feministischen und technologiekritischen Diskurse mit denen der Postmoderne verknüpft. Denn wenn wir zurückblicken, sehen wir bereits in den 1970er bis 1990er Jahren Designerinnen wie Sheila de Bretteville, April Greiman und Zuzana Licko, die gesellschaftliche Normen infrage stellten und neue digitale Technologien erforschten. Wie sind die Studis mit dem Thema umgegangen? Inspiriert von den Protagonistinnen der Ausstellung ‹The F*word. Guerrilla Girls und feministisches Grafikdesign› im MK&G Hamburg haben die Student*innen untersucht, wie gesellschaftliche Debatten und grafische Werkzeuge die visuelle Sprache beeinflussen. Ist die ‹Dekonstruktion› lediglich ein Trend oder können wir sie nutzen, um eine politische und gestalterische Haltung auszudrücken? Mit welchen Techniken wurde gearbeitet? Je nach den behandelten Themen haben sich die Student*innen mit einer Vielzahl von Technologien auseinandergesetzt. Es war beeindruckend zu sehen, wie sie sich teilweise völlig unbekannte Werkzeuge angeeignet haben. Die Bandbreite war enorm – von den gängigen Programmen wie InDesign, Illustrator, Photoshop, Figma und Riseup Pad über HTML, CSS, Javascript und P5.js bis hin zu After Effects, Premiere, Ebsynth, Stop-Motion, SparkAR, Blender, Reality Composer, Reality Converter und Madmapper! Es war eine beeindruckende Palette an Tools! Was waren Herausforderungen im Laufe des Kurses? Im Grunde genommen stellten sich dieselben Herausforderungen wie immer: Wie kann frau die Komplexität eines Themas auf spezifische Fragen herunterbrechen und eine passende Ästhetik entwickeln? Doch die Übertragung in eine Ausstellung war wirklich außergewöhnlich: Wir hatten die Möglichkeit, Projekte im Freiraum des MK&G auszustellen! Welche Dinge sind entstanden, die vielleicht nicht geplant waren? Einiges hat sich anders entwickelt als geplant: Die Arbeit an der Ausstellung und den Projekten erwies sich als umfangreicher und aufwendiger als erwartet. Zudem lag der Fokus der Diskurse nicht wie ursprünglich angenommen auf der Sammlung des MK&G mit historischen und zeitgenössischen feministischen Designpositionen in Kombination mit technologischen Experimenten. Vielmehr standen aktuelle gesellschaftliche Problemstellungen im Vordergrund, deren Reflexion stark von persönlichen Erfahrungen, Haltungen und Fragestellungen geprägt war: Das Projekt ‹there will be blood› wird der Menstruation Aufmerksamkeit im öffentlichen Raum verschaffen. ‹Cry – Cleanse – Care› bietet Platz für gesellschaftliche, aber auch persönliche Care-Arbeit. ‹Intersectionality feminism› erklärt die Komplexität gesellschaftlicher Diskriminierung. ‹M/w/t – männlich/weiblich/toaster› persifliert den alltäglichen Sexismus im Abendprogramm des deutschen Fernsehen. Der Mythos ‹Schönheit› wird untersucht. Nur das Projekt ‹MK&G› thematisiert die Sammlung – ausdrücklich provokativ: das MK&G wird als ‹Männliche Kunst und Gewerbe› lesbar. Was ist das Fazit des Kurses? Es war einfach ein großartiges Semester!